Was wir wahrnehmen – nicht nur das Dezibel ist entscheidend


Neben dem Schalldruckpegel ist die Frequenzzusammensetzung bzw. das Spektrum des Schalls von besonderer Bedeutung. Das menschliche Gehör nimmt üblicherweise Frequenzen zwischen ca. 20 Hz und 20.000 Hz wahr. Musik deckt diesen Bereich nahezu vollständig ab, während Sprache weitgehend auf den Frequenzbereich zwischen 250 Hz und 2000 Hz beschränkt ist. Hier ist das menschliche Gehör besonders empfindlich.

Als Konsequenz daraus, dass unser Gehör bei verschiedenen Frequenzen unterschiedlich empfindlich ist, werden raumakustische Grössen wie die Nachhallzeit, der Schalldruckpegel oder auch der Schallabsorptionsgrad eines Materials grundsätzlich in Abhängigkeit von der Frequenz angegeben.

Auch in einer Reihe technischer Regelwerke wird dem spezifischen Hörbereich des Menschen Rechnung getragen. Im Rahmen der Bauakustik, die sich mit Schallübertragungen zwischen Räumen befasst, wird der Frequenzbereich zwischen 100 Hz und 3150 Hz betrachtet. Raumakustische Empfehlungen und Hinweise beziehen sich dagegen meist auf den Frequenzbereich von 100 Hz bis 5000 Hz.

Wie ein Raum „klingt“

Wie sich ein Raum „anhört“, wird im Wesentlichen durch die in dem Raum vorherrschende Nachhallzeit bestimmt. Die Nachhallzeit gibt einfach ausgedrückt die Zeitdauer an, die ein Schallereignis benötigt, um im Raum unhörbar zu werden. Bei der Messung der Nachhallzeit wird in der Regel der Frequenzbereich von 100 bis 5000 Hz erfasst. Die längsten Nachhallzeiten von 5 Sekunden und mehr werden in Kirchen, die kürzesten Nachhallzeiten von 0,3 s oder noch weniger in Tonstudios oder Abhörkabinen gemessen. Je nach Nutzung und Grösse eines Raums liegt seine optimale Nachhallzeit irgendwo dazwischen.

Unsere Wahrnehmung rechnet in grossen Räumen grundsätzlich mit einer längeren Nachhallzeit als in kleinen Räumen. Passen Raumgrösse, Nutzung und Nachhallzeit nicht zueinander, so fühlen sich die Nutzer in ihrem Empfinden gestört und es kommt häufig zu Klagen. Ist die Nachhallzeit zu lang, wird der Raum als hallig oder dröhnend beschrieben, ist die Nachhallzeit zu kurz, lautet die Beschreibung eher trocken oder dumpf.

Diesem menschlichen Empfinden trägt die DIN 18041 Rechnung, indem sich die empfohlene Soll-Nachhallzeit für jeden Raumtyp mit ansteigendem Raumvolumen vergrössert.

Die akustische Hausnummer eines Raums: die Nachhallzeit

Die DIN 18041 bietet Empfehlungen für die Nachhallzeit an, die sich an der Grösse und Nutzung eines Raums orientieren.

Generell werden für die Nutzungen "Unterricht und Kommunikation" die kürzesten Nachhallwerte gefordert. Zu wenig Absorption und somit ein zu langer Nachhall vermindert die Sprachverständlichkeit, was zwangsläufig durch eine Erhöhung der Sprechlautstärke kompensiert wird. Für Sprachdarbietungen eines Sprechers oder musikalische Aktivitäten werden längere Nachhallzeiten empfohlen. (Siehe Abbildung 2)

Beispiel: Ein Besprechungsraum von 250m2 sollte eine Nachhallzeit von 0,6 s aufweisen.

Messen verschafft Klarheit

Eine Messung der Nachhallzeit kann eventuell vorliegende Mängel objektiv aufdecken und bildet so eine gute Ausgangsbasis für Optimierungsvorschläge. Anhand der Messergebnisse können detaillierte Vorschläge mit bestimmten Materialien und benötigten Flächengrössen zur optimalen Gestaltung der Raumakustik erstellt werden. Kosten, die bei der Durchführung einer Messung entstehen, werden meistens durch die exakte Dimensionierung der Flächen wieder eingespart, d. h. es wird nicht unnötig viel eingebaut, und man gewinnt zudem die Sicherheit, dass eine Massnahme am Ende den erwünschten Erfolg bringt.

(Quelle buero-forum.de)